Ulm, Pforzheim, Nürnberg – Der Demo-Tour der IB Schwaben

Am 19.12.21 nahmen mehrere Mitglieder der Identitären Bewegung an einer Demonstration aus dem Querdenken-Spektrum in Nürnberg teil. Die Aktivist:innen der IB traten dabei als geschlossener Block auf der Demo auf. Eine genauere Betrachtung der teilnehmenden Personen zeigt, dass sie zum großen Teil der Identitären Bewegung Schwaben zugehörig sind und an diesem Wochenende nicht nur in Nürnberg unterwegs waren.

In diesem Teil Einen Artikel. den zweiten Teil, in dem wir darstellen welche Personen an welchen Orten anwesend waren, findet sich hier

1. Identitärer Demo-Tour

Öffentlich bisher nicht wahrgenommen wurde, dass die IB Schwaben nicht nur am Sonntag bei Protesten auftrat, sondern am ganzen Wochenende über hunderte Kilometer verteilt in Süddeutschland:

  •  Freitag 17.12.21, Ulm – Bei einem Spaziergang mit 1.000 bis 1.500 Personen beteiligten sich mindestens vier Mitglieder der IB Schwaben: Nicolas Brickenstein, “Heidi”, ein Fotograf und eine weitere Person.

    17.12 Ulm links mit Stirnband „Heidi“, in der Mitte Nicolas Brickenstein und rechts mit blauer Mütze ein weitere IB Aktivist

 

  •  Samstag 18.12.21, Pforzheim – Bei einer Demonstration beteiligen sich circa 12 Mitglieder der IB Schwaben und stellten sich mit einem Banner, auf dem „Pforzheim Revolte“ stand, an die Spitze der Demonstration. Mindestens zwei Personen vom Freitag in Ulm sind ebenfalls anwesend. Auf Videos ist zu dem der Neu-Ulmer AfD Vorsitzende Franz Schmid unter den Aktivisten der IB Schwaben zu sehen.

    18.12 Pforzheim, IB Block vorne

 

  • Sonntag 19.12.21, Nürnberg – Circa 23 Mitglieder bildeten in Nürnberg einen Demonstrationsblock. Mindestens 2 Personen, die am 17.12.21 in Ulm und mindestens 11 Personen, die am 18.12.21 in Pforzheim waren, waren beteiligt. Insgesamt kommen die beteiligten Mitglieder der IB Schwaben aus mindestens drei Bundesländern – Bayern, Baden-Württemberg und Hessen

19.12 Nürnberg – Demoblock mit 20 sichtbaren IB Mitgliedern, Detaillierte Auflistung hier aufrufbar


2. Nürnberg 19.12

In Nürnberg nahmen mindestens 23 Personen an der Bildung eines Demonstrationsblocks auf einer Querdenken Demonstration teil, eine genaue Auflistung welche Personen wo waren findet sich hier

Medien- statt Straßenaktivisten

Mindestens drei Personen waren damit beschäftigt Foto und Videomaterial mit zwei Spiegelreflexkameras und einer Go-Pro-Kamera zu produzieren. Dies zeigt wieder einmal den Fokus der IB: Bilder für das Internet, insbesondere für die rechten Lebenswelten auf Instagram und Telegram.

Eine handvoll jahrelange alter Kader & ein Dutzend neuer junger Männer

Schnell feststellbar ist auch, dass einige einschlägig bekannte, jahrelang aktive, zentrale Figuren der Identitären Bewegung Schwaben nicht sichtbar beteiligt waren. Personen wie Sven Engeser, der seit 2015 eine zentrale Rolle einnimmt, Robin Mengele (Ortsgruppe Augsburg) oder Dominik Böhler (Ortsgruppe Konstanz) sind nicht sichtbar auf den Bildern des Demoblocks.

Dennoch sind mit „Heidi“ von der Ortsgruppe Ulm und „Conan“ (beide Personen treten unter diesen Namen im Internet auf) zwei Personen in Nürnberg beteilgit die seit 2017/2018 aktiv bei der IB Schwaben sind.

Dafür traten mehrere auffällig junge Männer in Erscheinung. Mehrere von ihnen traten einen Tag vorher als „Pforzheim Revolte“ bei einer Querdenken-Demonstration in Pforzheim auf. „Pforzheim Revolte“ kann als neue Ortsgruppe der Identitären Bewegung verstanden werden, die seit ca. April 2021 aktiv ist.

Von offenem Auftreten zu mäßiger Vermummung

Auch wenn der sich seit circa einem Jahr andeutende Wandel von offenem Auftreten hinzu anonymen Auftreten vollzogen hat, ist eine gewisse Nachlässigkeit bei der versuchten Vermummung zu sehen. Es scheitert oft daran, dass die Inszenierung der Identitären auch viel Wert auf leicht identifizierbare Modemarken legt – und in Teilen fast wie von Werbeagenturen produzierter Content für Sneaker-Schuhe wirkt. Unklar ist, ob die Personen zum Ziel haben, anonym aufzutreten oder das Auftreten nur Teil der gewünschten medialen Inszenierung sein soll.


3. Fazit

Medial ist die Aktion in Nürnberg für die Identitäre Bewegung Schwaben ein Erfolg, in so einer Größe trat sie schon länger nicht mehr öffentlich wirksam in Erscheinung. Über ihr Banner und dem Block wurde oft Berichtet, auf ihren Kanälen präsentieren sie die Bilder aus Artikeln überregionaler Zeitungen oder Ausschnitte aus der Tagesschau.

Es ist aber auch zu beobachten, dass der Versuch die Demonstration anzuführen um höchstwahrscheinlich Bilder wie in Wien zu erzeugen, zumindest in Nürnberg nicht komplett erreicht wurde. Die Selbstinszenierung als dominante rechte Gruppe scheitert an einer Diskussion mit einer handvoll Querdenken Aktivist:innen, unter anderem dem Ulmer Anwalt Markus Haintz.

Das öffentlich bisher gar nicht wahrgenommene Anführen der Demonstration in Pforzheim zeigt: Das verdecktere Auftreten ohne Symboliken oder Fahnen der IB Schwaben ist anschlussfähig. Bereits früh seit Beginn der Proteste aus dem Querdenken Spektrum versuchten IB Schwaben Ortsgruppen sich mit diversen Aktionen einzubringen, auch in Ulm ist es nicht neu das IB Mitglieder sich an die Spitze einer Demo setzen, das geschah so auch am 27.03.21 bei einer Demonstration von Klardenken Schwaben.

Die Selbstinzsenierung der IB Schwaben als „Jugend die auf die Straße geht“ ist nahezu absurd wenn eindeutig feststellbar ist, dass einzelne Mitglieder extra von Ulm nach Pforzheim, dann nach Nürnberg und wieder nach Ulm fahren innerhalb von drei Tagen. Es ist der Versuch der Raumnahme und nach außen hin deutlich größer zu wirken, als eine Art Jugendbewegung zu wirken.

Tatsächlich ist die konstante der Identitären Bewegung seit Jahren gleich bleibend : Um eine zweistellige Zahl an Mitgliedern zu erreichen müssen sich mehrere hundert Kilometer entfernte Ortsgruppen absprechen. In diesem Fall vor allem aus der Umgebung von Ulm, Stuttgart, Pforzheim, München und Hessen.

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