rechter Störungsversuch der feministischen Demonstration am 08.03

rechte Störer auf den Sedelhöfen am 08.03.2022. rechts mit Handy Nicolas Brickenstein, ganz Rechts mit FFP2 Maske Maximilan Förster

Am 08.03.22 organisierten mehrere feministische, queere und linke Gruppen eine Demonstration in Ulm zum feministischen Kampftag. Mindestens zwei extrem rechte Personen versuchten gezielt, die Veranstaltung abzufilmen, zu provozieren und zu stören.

Hier ein Überblick zum Ablauf, den beteiligten Personen und unserer Einschätzung.

Ablauf

Aus mehreren Zeug:innen Aussagen und Bildmaterial lässt sich folgendes Rekonstruieren:

  • Kurz nach Beginn der Versammlung näherten sich zwei Personen, stellten sich in unmittelbarer Nähe auf und versuchten, die Demo abzufilmen. Die Demonstrationsteilnehmenden reagierten darauf, in dem ein Teil von ihnen die Störer mit Regenschirmen abschirmten. Die Störer versuchten die Abschirmung zu umlaufen und weiter zu provozieren, wurden dann aber schnell unter dem Applaus von Umstehenden Passant:innen in Richtung Keltergasse abgedrängt.
  • Wenige Minuten später näherten sich die gleichen beiden Personen aus der Bahnhofsstraße und wurden erneut abgeschirmt. Es kam zu einem verbalen Streit mit umstehenden Personen, die sich aus unbekannten Gründen mit den zwei Störern solidarisierten. Nach einigen Minuten verließen die zwei Störer den Ort in Richtung Bahnhof.

Die Kundgebung lief während dieser Situation planmäßig weiter und zog schließlich ihre Route zum Münsterplatz. Die Polizei war während dieser Situation nicht anwesend. Die Demoleitung gab uns gegenüber an, dass die zu Beginn der Veranstaltung noch anwesenden Polizist:innen unangekündigt den Ort verlassen hatten und auch auf Anrufe keine Reaktion folgten. Ebenfalls nicht anwesend waren lokale Journalist:innen, dementsprechend findet in bisherigen berichten der Vorfall keine Erwähnung.


beteiligte Personen

Die zwei Störer am 08.03.22 auf den Sedelhöfen Ulm

Eine der beiden störenden Personen ist Nicolas Brickenstein, ein jahrelanges Mitglied der Identitären Bewegung Schwaben, welcher bereits am 30.11.2021 eine linke Kundgebung zur humanitären Krise an der polnischen Grenze störte. Er war mit einem schwarzen Schlauchschal vermummt, trug eine Jacke und Mütze der Marke Lyle and Scott, die unter Aktivist:innen der Identitären Bewegung beliebt ist, und filmte mit einem Handy.

Die zweite Person trug eine weißes Cap, eine schwarze Kapuze, eine FFP2 Maske eine schwarze Jacke der Marke Northface sowie schwarze Lederhandschuhe. Sie trat deutlich aggressiver auf, schlug bei beiden Situationen mehrmals in Richtung der Demonstrationsteilnehmenden und zerstörte 2 Schirme. Verbal und durch die Körperhaltung signalisierte die Person deutlich sich körperlich auseinandersetzen zu wollen.

Gesicht und Körperhaltung lassen vermuten, dass es sich hierbei mit hoher Wahrscheinlichkeit um Maximilian Förster handelt, einem extrem rechten SSV Hooligan. Förster ist 22 Jahre alt und hat 2019 eine Ausbildung zum Schreiner absolviert. Er gehört zum engen Freundeskreis weiterer neonazistischer SSV Fans, insbesondere mehrere der Täter der antiziganistischen Angriffe in Dellmensingen 2019.

Durch seine Nähe zu den Tätern wurde Förster als Zeuge im Prozess der antiziganistischen Dellmensinger Angriffe 2020 vorgeladen. Er sagte am sechsten Prozesstag am 16.06.2020 als Zeuge aus. In seiner Aussage beschrieb er sich selbst als Mitglied der Donau-Crew 08, einer der Hooligangruppen der SSV Ulm Fanszene. Sich selbst und die Täter beschrieb er als patriotisch, eine Einstellung die er als “nichts verfassungswidriges” und “das es unserem eigenen Volke gut geht” vor Gericht definierte.

Seine „patriotische“ Einstellung zeigt Förster wiederholt in den Sozialen Medien und auf der Straße. Auf seinem Instagram Account fanden sich 2020 noch Fotos mit Schwarz-Rot-Weißen Fahnen oder am Rande der neonazistischen “Wir für Deutschland Demo” in Berlin am 03.10.2019.

Bis heute folgt Förster einschlägigen Personen und Hashtags: Dem Gasthaus von Neonazi Tommy Frenck, der Lunikoff Verschwörung, Label23 und AfD Mitgliedern wie Alice Weidel, Stephan Brandner oder Björn Höcke.

n Ulm war Förster in den letzten Jahren mehrmals auf Versammlungen zu sehen. So war er Teil einer SSV Hooligangruppe, die sich am 08.05.2020 bei der ersten Querdenken Demonstration in Ulm beteiligte und vor Ort Gegendemonstrant:innen bedrohte.

Seit Anfang 2022 ist Förster wiederholt auf den Freitagsversammlungen aus dem Querdenkenspektrum in Ulm zu sehen, in Begleitug mit Dominik Oberürber, einem der neonazistischen Täter der Dellmensinger Angriffe 2019.

Das letzte mal beteiligte er sich gestern am 12.03.2022 an einem der sogenannten „Spaziergänge“:


Einschätzung

Das Ziel am 08.03.22 war es offensichtlich, die Kundgebung zu stören und zumindest von einer Person eine Eskalation zu provozieren. Unserer Einschätzung nach ist es der Beweggrund für solche Aktionen Informationen über als feindlich wahrgenommene Gruppen zu sammeln / zu stören / eine Auseinandersetzung zu provozieren und so die Versammlung und ihre Inhalte zu überschatten.

Es ist der wiederholte Versuch einer extrem rechten Raumnahme und Einschüchterung innerhalb weniger Wochen. Der Störungsversuch reiht sich ein in eine seit November 2021 anhaltende Reihe an Vorfällen von Störungen, Einschüchterungsversuchen und Bedrohungen aus dem extrem rechten Spektrum in Ulm.

Bemerkenswert ist zu sehen wie am 08.03.22 mit Nicolas Brickenstein ein Vertreter der Identitären Bewegung und mit Maximilian Förster ein neonazistisch geprägter Hooligan gemeinsame Sache machen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Zunahme an Vorfällen und das gemeinsame Auftreten von unterschiedlichen extremen Rechten Strömungen einen Zusammenhang zu den „Spaziergangs“ Demos haben. Dort können sie sich ungestört vernetzen.

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