Identitäre Bewegung reagiert auf Enttarnung: Verspätete Banneraktion

Am Samstagabend gegen 22:00, betraten 19 vermummte extrem rechte Mitglieder der Identitären Bewegung gesperrtes Gelände der Eisenbahnbrücke und entrollten ein Banner. Die durch unsere Recherchen enttarnten geheimen Räumlichkeiten der extrem rechten Identitären Bewegung (IB) in der Karlstr. 56 waren Ausgangspunkt einer geplanten Banneraktion

Vier IB Mitglieder (ganz rechts „Vincenzo Richter“ / IB Chemnitz Mitglied) vor den Räumen in der Karlstraße 56 im Vorfeld der Aktion

Die Aktion auf der Ulmer Eisenbahnbrücke

Koordinierungspunkt für diese Aktion waren die erst kürzlich enttarnten Räumlichkeiten in der Karlstraße 56. Dort trafen sich am frühen Abend bekannte rechtsextreme aus verschiedenen Regionen und brachen später zur Aktion auf. Einige trugen T-Shirts mit dem Logo und Schriftzug der Identitären Bewegung.

An der Eisenbahnbrücke über die Donau angekommen, erklommen sie den Zugang zur gesperrten Seite und entrollten ein Banner. Dabei waren 18 Personen beteiligt, einheitlich in roten jacken angezogen undv mit weißen Schlauchschalen der IB vermummt. Sie zündeten Pyrotechnik und warfen die abgebrannten Reste in die Donau, jegliche Umweltschäden ignorierend.  Zusätzlich wurden Sprüche skandiert. Nach wenigen Minuten war die Aktion beendet und die Beteiligten flüchteten in Richtung Neu-Ulm.

Die Aktion war ausschließlich für die Kamera gedacht, da durch Ort und Uhrzeit kaum Spaziergänger unterwegs waren und das Banner wieder mitgenommen wurde.

Typisch für Aktionen der Identitären Bewegung, wurde auch diese mit einiger Vorlaufzeit geplant. So wurde der Aktionsort bereits eine Woche vorher erkundet und Testaufnahmen gemacht. Zusätzlich gab es mehrere Vorbereitungstreffen in den Räumlichkeiten in der Karlstraße 56, die wir beobachten konnten.

Ergänzungen:

Einige Stunden nach unserer Veröffentlichung zog die Identitäre Bewegung nach und veröffentlichte am Abend des 05.06.22 auf ihren Kanälen Bilder zur Aktion. Aus ihren Posts geht hervor, dass nicht 18, sondern 19 Personen auf der Brücke selbst waren. Zusätzlich mindestens zwei Personen die fotografierten (von der Fußgängerbrücke an der Adenauerbrücke aus, sowie von einer Sitzecke auf Neu-Ulmer Seite kurz vor der Eisenbahnbrücke).

In der Beschreibung ihres Beitrags sprechen sie davon, dass sie ihr „Zentrum in Ulm“ nicht einfach so hergeben würden. Damit sind offensichtlich die Räumlichkeiten in der Karlstraße 56 gemeint, die jahrelang geheim gehalten wurden.

Text der IB Schwaben zur Aktion

Außerdem haben uns mehrere Hinweise  zu den beteiligten Personen erreicht, die nahe legen, dass die IB Mitglieder nicht nur aus dem süddeutschen Raum, sondern u.a. aus Chemnitz angereist sind.

Wenig überraschend greifen nun weitere Personen des extrem rechten Spektrums diese Aktion auf: Der Neu-Ulmer AfD-Vorsitzende Franz Schmid teilte Bilder der Aktion auf seinem Instagram Account. Schmid hatte sich bereits vor wenigen Wochen öffentlich mit der Identitären Bewegung solidarisiert. Er steht der IB Schwaben sehr nahe und nimmt sogar an ihren Aktionen teil, wie wir bereits mehrfach berichteten.

Post von Franz Schmid (AfD) um ca 24:00 am 05.06

Er ignoriert damit offensichtlich, dass bis heute ein AfD-Unvereinbarkeitsbeschluss mit der IB besteht.

Unsere Einschätzung:

Bei den Vorgängen am Samstagabend dürfte es sich aus Sicht der Identitären Bewegung um eine Reaktion und versuchte Machtdemonstration handeln, da die genannten Räumlichkeiten unmittelbar vor der Kündigung stehen. Unsere Recherchen deckten diese geheimen Räume vor kurzem auf, eine antifaschistische Demonstration am 21.05 schuf zusätzliche Aufmerksamkeit.

Obwohl die Banneraktion als versuchte Machtdemonstration zu deuten ist, zeigt sie letztlich aber zahlreiche Probleme der Identitären Bewegung Schwaben. Erst einem Monat nach Enttarnung der Räume konnte sie mit dieser Banneraktion reagieren. Nur wenige Mitglieder konnten sie überhaupt dafür aktivieren. Diese kommen nicht alle aus Ulm, sondern sind mit hoher Wahrscheinlichkeit größtenteils aus dem süddeutschen Raum angereist.

Kein Wunder also, dass die IB Schwaben den Schulterschluss zur AfD und zu gewaltbereiten SSV-Hooligans in Ulm gesucht hat. Zu sehen war das deutlich an diesen Vorfällen in letzter Zeit:

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