Neonazis posieren am Jahrestag des Brandanschlags vor der Ulmer Synagoge

Am Sonntagabend dem 05.06.22, posierten vier vermummte Personen mit zwei Bannern vor der Ulmer Synagoge, auf einem war eine schwarze Sonne zu sehen. Augenzeug:innen beobachteten das Geschehen und intervenierten. Der 05.06. ist der Jahrestag des Brandanschlags von 2021 auf die Synagoge.

Ablauf der Aktion

Kurz nach 19:00 betraten vier Personen den Weinhof. Sie stellten sich vermummt mit zwei Bannern vor der Ulmer Synagoge auf, an der Ecke des Gebäudes wo am 05.06.2021 der Brand gelegt wurde. Auf einem Banner war Text, auf dem anderen eine schwarze Sonne erkennbar. Die schwarze Sonne ist ein Symbol, das in der Zeit des Nationalsozialismus von der SS genutzt wurde und bis heute ein beliebtes Symbol in der Neonazi-Szene ist.
Als die Personen angesprochen wurden, kam es zu einem kurzen verbalen Austausch, danach verließen die vier Personen den Platz. Bemerkenswert ist, dass sie dabei zuerst in die Sackgasse neben dem Verschwörhaus gingen.

zwei der vier Personen auf dem Weg in Richtung Sackgasse

Das kann als Indiz gesehen werden, dass die Personen nicht vollkommen vertraut mit der Umgebung waren. Sie verließen den Weinhof schließlich in Richtung Schwörhausgasse/Donau-Ufer.

die vier Personen beim Verlassen des Weinhofs

Reaktion der Polizei?

Die Augenzeug:innen sagten uns gegenüber, sie haben unmittelbar die Polizei informiert. Allerdings haben sie keine Polizist:innen angetroffen. In der Südwestpresse spricht die Polizei Ulm davon, eine Streife losgeschickt zu haben ohne genauere Zeitangabe. Das Polizeipräsidium Ulm liegt nur wenige hundert Meter entfernt von der Synagoge.

Weitere Nazi Aktivitäten am Wochenende

Am Samstagabend wurden in der Ulmer Oststadt und am Sonntagabend entlang der Donau Nazi-Sticker gesichtet und uns gemeldet. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Geschehen an der Synagoge ist allerdings nicht belegbar. Sticker von dem gleichen neonazistischen Internet-Shop tauchen hundertfach seit Ende Dezember 2021 in Ulm und Umgebung auf.

Einschätzung

Das Datum am Jahrestag des Brandanschlags auf die Synagoge halten wir nicht für einen Zufall, sondern für bewusst gewählt. Die Personen bezwecken mit der Aktion offensichtlich eine Anspielung auf den Brandangriff und markieren erneut die Synagoge als Feindort. Eine neonazistische Ideologie ist das naheliegendste Motiv für diese Aktion.

Presseberichte

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