Unsere Recherche zum Kampfsport Training im Gleis44 wurde von mehreren Medien aufgegriffen:
Außerdem haben wir ein schriftliches Interview dem Radio Sender FreeFM gegeben. Nachhören könnt ihr den kompletten Beitrag hier.
Hier die uns gestellten Fragen und unsere Antworten:
1. Wie seit ihr darauf aufmerksam geworden?
Seit über einem halben Jahr recherchieren wir zu den Hooligans des SSV
Ulms. Anlass dafür ist der antiziganistische Mordversuch in
Dellmensingen, verübt von 5 jungen SSV Hooligans die den Pubboys und der Donaucrew angehört haben. Im laufenden Prozess wurde ihre extrem rechte Einstellung immer wieder überdeutlich klar und, dass die Fußball-Sozialisation eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Schon früh ist uns bei diesen Recherchen der Trainer aufgefallen.
Unserer Einschätzung und seiner damaligen öffentlichen Darstellung nach gehörte er mindestens zum Umfeld der Uniteds Ulm, einer 1997 gegründeten Hooligan-Gruppe.
Auf die Sache im Gleis konkret sind wir durch bezahlte Facebook Werbung aufmerksam geworden, die der Trainer selbst gemacht hat. Jemand von uns hat ein Promo-Video gesehen von dem Boxclub und zu den anderen gesagt, “Hey das ist doch Dominik O., oder?”
Das konnten wir schnell bestätigen dadurch, dass Dominik O. selber eine
Story zum Training veröffentlicht hat. Nach kurzem Blick auf die
Facebook-Seite war klar, das die Trainings im Gleis44 stattfinden.
Überprüft haben wir das durch andere Bilder des Raums und auch
persönliche Besuche, wir wollten uns zu 100% sicher sein.
2. Wie sehr seht ihr den Trainer als Bedrohung?
Der Trainer ist nicht so unbeteiligt wie er nun sich darzustellen
versucht. Wir erwähnen ihn nicht einfach nur so aus Spaß. Wir sind uns
sicher, dass er mindestens in das Umfeld von den Hooligans des SSV
gehört. Wie wir im Artikel überdeutlich gesagt haben, haben wir keinen
eindeutigen Belege für irgendeine politische Gesinnung von ihm.
Außer die Teilnahme an der ersten Querdenken-731 Kundgebung, die bis
jetzt niemand so richtig beachtet hat. Dort war er anwesend in einer
Gruppe von circa 10 Hooligans, das ist keine drei Monate her. Es zeigt
mindestens wie nah er diesen Menschen noch ist und die Kundgebung war auch nicht ohne. Querdenken ist seit August mittlerweilen vielen ein
Begriff, bereits im Mai waren auf der Demo in Ulm verschiedene extrem
rechte Gruppen anwesend und dort wurden antisemitischen Verschwörungen und Corona Leugnungen von sich gegeben.
Wir halten es für absolut unglaubwürdig, dass er sich nicht bewusst war, wen er da trainierte.
Denn die SSV Hooliganszene ist nicht rießig, wir reden von so um die 50
Personen, bei Derbys auch mal etwas mehr. Seit allerspätestens Juli 2019
ist den allen bekannt, was die 5 Angeklagten gemacht haben. Da wurden
sie festgenommen und eine der Hooligangruppen, die “Pubboys” löste sich auf. Im Stadion gab es ein Soli-Banner im August 2019 beim größten Heimspiel des Jahres. Und seit Prozessbeginn war es überall in den Medien. Außerdem hat sich die größte Ulmer Ultragruppe öffentlich dazu positioniert.
Das Foto das wir vom Trainer im Uniteds T-shirt haben war öffentlich
einsehbar auf seinem Profil. Wie bei mehreren anderen Hooligans ist
diese Foto und andere Fußball-Inhalte nach unseren ersten
Veröffentlichungen (Anmerkung gemeint ist unsere Chronik im Mai 2019) von seinem Profil verschwunden, wir glauben da nicht an einen Zufall.
Das alles zeigt: Der Mordversuch war und ist zweifelsfrei ein großes
Thema innerhalb der SSV Fanszene und der Trainer wusste mit hoher Wahrscheinlichkeit davon und wer Dominik O. ist.
Insgesamt steht für uns fest:
Der Trainer ist gewalterfahren, natürlich wegen seiner Kampfsport
Erfahrung aber wir vermuten es gab auch Gewalterfahrungen im Fußball
Kontext.
Er hat eindeutig Kontakt in die Kreise der Fanszene die extrem rechts
sind. Wir wissen nicht ob er diese extrem Rechten tolleriert oder
ignoriert. Auf jeden Fall hat er bisher geschwiegen zu diesen Zuständen.
Damit hat er wie viele andere SSV Fans beigetragen zu dem Nährboden, diezu dem Mordversuch in Dellmensingen beigetragen haben.
Uns gegenüber hat er sich von Hooligans und extrem Rechten Gedankengut deutlich distanziert, falls das stimmt und er Abstand von dieser Szene nimmt wünschen wir ihm dabei viel Erfolg.
3. Laut Aussagen des Gleis 44 wurde Dominik O. mit Hausverbot versehen. Ist die Sache damit vom Tisch?
Diese Reaktion finden wir gut und richtig vom Gleis44. Dominik O. hat im
laufenden Prozess sich nicht von seinem Weltbild distanziert und sogar
nach der U-Haft weiter extrem rechte Inhalte auf seinen Sozialen Medien
verbreitet. Der Grund warum wir den Artikel überhaupt veröffentlicht
haben war es, da wir eine gewisses Risiko für Besucher:innen im Gleis
sahen, wenn er dort trainiert.
Für uns geht es natürlich weiter, denn es geht nicht nur um
Einzelpersonen sondern das gesamte Spektrum von extrem rechten Fans beim SSV Ulm. Bereits in den 90er Jahren gab es antifaschistische Recherche dazu, damals wurden Reichskriegsfahnen im Fanblog gezeigt. Heute ist das etwas subtiler, aber trotzdem deutlich sichtbar wenn man sich damit beschäftigt.
Wir denken es ist wichtig da weiter aufzudecken, denn es geht im Kern um nur wenige extrem rechte Hooligans im Verhältnis zu tausenden SSV Fans und Ultras. Wir glauben das viele Fans und auch der Verein die extrem rechten Hooligans tollerieren oder ignorieren. Auch aus Angst vor deren Gewaltbereitschaft und fehlender Unterstützung.
Dieses Schweigen muss enden und es muss darüber öffentlich geredet
werden. Wenn das nicht passiert kann dieser Nährboden für extrem rechte Radikalisierung weiter bestehen und es wird wieder zu Gewalttaten aus menschenverachtenden Gründen kommen.
4. Was erhofft ihr euch vom Gleis 44?
Auf der einen Seite reflektieren wir unsere eigene Kommunikation, den
die war zweifellos nicht fehlerfrei. Auf der anderen Seite sind wir
enttäuscht wie das Gleis44 nun versucht Tatsachen zu verdrehen. Uns
wurden von Falschmeldungen über Verletzung journalistischer Standards
bishin zu Hetze alles mögliche unterstellt. Dabei ist bisher noch nicht
eine konkrete Sache benannt worden, die in dem veröffentlichten Artikel
falsch sein sollte.
Im Gegenteil wir sehen unsere Recherche als komplett bestätigt.
Es würde uns ernsthaft interessieren was nun falsch, verleumderisch oder
sonstiges gewesen sein soll.
Außerdem versuchen das Gleis44 Team es jetzt so darzustellen als ob es
mit den rechtlichen Androhungen nur um Persönlichkeitsrechte ging. Die
ersten Emails die wir bekommen haben vom Gleis und Trainer waren so
formuliert, das klar war wir werden verklagt sobald wir irgendwas
veröffentlichen. Da war für uns keine Gesprächsgrundlage mehr da. Aber
wir haben natürlich die Reaktionen vom Trainer und Gleis44
berücksichtigt und eingebaut in den Artikel.
Konkret hätten wir noch ein paar Fragen für das Gleis44 Team:
- Wie konnte es überhaupt zu dieser Situation kommen?
- Wie kann so etwas in Zukunft verhindert werden?
- Werdet ihr Transparenter damit umgehen, wer bei euch welche Projekte macht und wo arbeitet?
Die Antworten auf unsere gestellten Fragen durch Samuel Rettig vom Gleis 44 Team sind im kompletten Beitrag von FreeFM nachhörbar.