Kurzbeitrag: Presseanfrage zu Hooligans

Ein Bericht in der Sportschau über Nazis in Westdeutschen Fußballvereinen hat in Ulm für einiges an Aufsehen gesorgt, da der SSV als eines von drei Beispielen genannt wird. Im Rahmen dessen bekamen wir eine Presseanfrage vom SWR, die wir an dieser Stelle veröffentlichen wollen.

Die uns vom SWR gestellten Fragen am 14.12.21 waren:

  1. Habt ihr beobachtet, dass der SSV eine rechte Fanszene hat? Wie sieht die aus?
  2. Tut die SSV-Spitze aus eurer Sicht tatsächlich zu wenig dagegen?
  3. Wäre ein Fan-Projekt der richtige Weg?

 

Unsere Antwort darauf war:

  1. Seit den 1990ern bis heute gab und gibt es immer wieder extrem rechte Vorfälle und Angriffe aus der SSV Ulm Fanszene, insbesondere von Hooligangruppen. Einzelne Personen tragen neonazistische Marken wie Kampf der Nibelungen oder Thor Steinar oder besuchen neonazistische Konzerte wie u.a. 2017 in Themar.

    Wichtig ist hierbei jedoch eine Differenzierung. Es können nicht pauschal tausende Fans des SSV Ulm 1846 unter Generalverdacht gestellt werden. Der Kreis von offen und eindeutigen extrem rechten Fans ist deutlich einschränkbar. Es sind vor allem Mitglieder der Hooliganszene. Sie sind in drei Gruppen organisiert, es gibt starke Verbindungen und teilweise Überschneidungen untereinander:

  • Uniteds, gegründet 1997, circa 15-20 Mitglieder.
  • Donau Crew, gegründet 2008, circa 10-15 Mitglieder.
  • Pubboys, Gründung vrmtl 2017-2018, aufgelöst 2019 nach Festnahmen der Täter der Angriffe in Dellmensingen, circa 10 Mitglieder.
  1. Der Vorstand positioniert sich öffentlich meistens nur nach Ausschreitungen oder extrem rechten Übergriffen. Dabei wird sich immer gleichzeitig gegen Links und Rechts distanziert, ein Problem mit linken Fans hat der Verein unseren Erkenntnissen nach allerdings nicht. Unserem Eindruck nach passiert das alles immer nur verbal.  Auffällig ist, das in den allermeisten Fällen weder aus der Fanszene noch aus dem Vorstand jemals konkret die Hooligangruppen benannt werden. Das ist zum Teil nachvollziehbar, die Hooligans inszenieren sich immer wieder als Gewalterfahren und gewaltbereit.

Insgesamt sind uns uns keine konkreten Handlungen in den letzten Jahren bekannt.
Sogar das ursprünglich öffentlich angekündigte Stadionverbot für die verurteilten neonazistischen Täter der Angriffe in Dellmensingen wurde nicht umgesetzt. Die Begründung dafür finden wir nicht nachvollziehbar, der Prozess war öffentlich, ein Szenekundiger Beamter der im Prozess aussagte kannte alle Täter und ihre Namen sind in der organisierten Fanszene mit hoher Wahrscheinlichkeit vielen bekannt.

  1. Ein Hilfsprojekt könnte sich positiv auswirken, ist aber unserer Einschätzung nach keine Wunderlösung. Diese jahrelange Kontinuität von extrem rechten Hooligans zu durchbrechen ist eine Aufgabe für den Verein, der gesamten Fanszene, der Stadt und der Stadtgesellschaft. Neben verbalen Abgrenzungen fehlt bisher offensichtlich die Bereitschaft das Problem überhaupt anzuerkennen, eine Verdrängungsstrategie wie sie der Verein aktuell von sich gibt wird das Problem nicht lösen. Offener Diskurs, Anerkennung des Problems, inhaltliche Positionierung und vor allem Handlungen gegen extrem rechte Hooligans, Verbot von neonazistischen Kleidungen, Stadionverbote für verurteilte Täter – das alles können Ansatzpunkte sein.

Wir haben im übrigen seit Jahren zu den Hooligans recherchiert und veröffentlicht, eine Chronik von extrem rechten Vorfällen bis in die 1990er Jahre findet sich hier: https://rechteumtriebeulm.blackblogs.org/ssv-ulm-hooligans/

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