Am Samstag Nachmittag den 22.05.2021 liefen zwei Personen durch die Ulmer Innenstadt und verteilten dabei Sticker von der neonazistischen Kleinstpartei der Dritte Weg und dem Verein EinProzent.
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Am Samstag Nachmittag den 22.05.2021 liefen zwei Personen durch die Ulmer Innenstadt und verteilten dabei Sticker von der neonazistischen Kleinstpartei der Dritte Weg und dem Verein EinProzent.
Gestern vor einem Jahr in Ulm, Am 09.05.20 fanden mindestens 3 Versammlungen statt mit mehreren hundert Teilnehmenden.
Sie waren nicht die ersten Versammlungen anlässlich der Pandemie, können aber als Startpunkt für Querdenken in Ulm gesehen werden.
Hier ein kurzer Rückblick:
Am ersten Mai kam es in Tuttlingen zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden eines unangemeldeten Fackelmarsches und der Polizei. Während Polizei und einige Medien keine Einordnung vornehmen, kursieren in den lokalen Querdenken Telegramchats Bilder, Nachrichten und Videos zu dem Vorfall.
Auf diesen ist zu sehen: Die Beteiligten Personen trugen Fackeln und Deutschland- / Reichssturmfahnen, aber keine medizinische Masken. Einige waren stark geschminkt, andere vermummt. Parolen wie „wir sind das Volk“ sind auf Videos hörbar, eine Person singt die deutsche Nationalhymne.
In Telegram Kanälen die Q-Anon nah oder extrem rechts einzuordnen sind finden sich mittlerweile ebenfalls diese Videos. Im Telegram Chat des Autokorsos Tuttlingen finden sich auch Berichte und Debatten über die Aktion. Es gibt keinen Aufruf aber bereits am 19.04 diesen Vorschlag:
„Perfekt, 21 Uhr. spaziergang mit fakeln durch die Stadt. Ein Zeichen setzten, wir machen da nicht mehr mit.! Dazu brauchen wir halt Mut“– Ein Account Namens Marcel r, am 19.04.20 um 22:27
Das ganze erinnert an eine Aktion vor zwei Wochen in Aschaffenburg, bei der Personen mit ähnlichem optischen Auftreten unangemeldet demonstrierten.
Nachtrag:
Die Polizeimeldung und ein Artikel der Schwäbischen Zeitung Tuttlingen nehmen keine Einordnung vor. Artikel der Stuttgarter Nachrichten und des Schwarzwälder Boten sprechen hingegen von „Gegner der Anti-Corona-Maßnahmen“
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten wir über die Mobilisierung und das Personenpotential berichtet. Unsere Einschätzung wurde übertroffen, es waren laut Schätzungen zwischen 700 und 1000 Personen an der Demonstration und den zwei Kundgebungen von Klardenken Schwaben beteiligt. Während der mehrstündigen Abschlusskundgebung wurde das Publikum immer kleiner. Fotos der Demonstration und Kundgebung sind u.a. hier zu sehen.
Die Demonstration lief vom Hildegard-Kneef-Platz zur Olgastraße bis zum Theater, Wengengasse und Hirschstraße zum Münsterplatz. Die Teilnehmenden Personen trugen Deutschlandfahnen und skandierten immer wieder Parolen wie „Merkel muss weg“, „Demokratie, Freiheit, Selbstbestimmung“ und „Widerstand, Widerstand“. Continue reading
Für Samstag den 27.03.2021 wurde eine Demonstration aus dem Querdenken Spektrum in Ulm angemeldet. Hier ein Überblick über die aktuellen uns verfügbaren Informationen und die Strategien, die vom Querdenken Spektrum zum Bewerben der Kundgebung eingesetzt werden.
Im Jahr 2021 findet neben der Bundestagswahl dieses Wochenende in Baden-Württemberg eine Landtagswahl statt. Wir haben zu diesem Anlass einen Blick in die Wahlergebnisse extrem rechter Parteien im Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm im letzten Jahrzehnt geworfen. Eine Zunahme ist deutlich sichtbar. Durch die Betrachtung der Wahlergebnisse werden Entwicklungen sichtbar und die Größenordnung vom extrem rechten Spektrum kann erahnt werden.
In einer Erklärung des französischen Innenministeriums wurde heute bekannt gegeben, dass die Gruppe Génération Identitaire (GI) in Frankreich verboten wurde. Die GI ist eine der Vorläuferorganisationen der Identitären Bewegung (IB) in Österreich, Deutschland und Europa. Die Génération Identitaire ist international gut vernetzt, auch mit Verbindungen zur Identitären Bewegung Schwaben (IBS). Im Folgenden betrachten wir kurz aus dem Blickwinkel Süddeutschlands das Verbot, die Reaktionen und mögliche Auswirkungen.
Nach längerer Stille aus dem Querdenken Spektrum in Ulm selbst fand heute um 17h30 Uhr ein Autokorso zum Thema Corona statt. Nach kurzer Anmoderation startete der Korso um etwa 18.05 mit ca. 120 Fahrzeugen. Angekündigt wurden drei Runden im Konvoi auf dieser Route.
Ein auffäliger Anteil an Fahrzeugen stammte aus dem Umland und weit darüber hinaus. So waren Autos mit Kennzeichen aus Aalen, Biberach, Dillingen, Günzburg, Heidenheim, Illertissen, Landsberg, Memmingen , zu sehen aber auch aus München oder sogar Köln.
Bereits im Vorfeld war eine Nähe zu Querdenken731 zu beobachten. In einer Telegram Mobilisations- und Organisationsgruppe für die Versammlung sind diverse bekannte Querdenken731 Mitglieder wie Markus Haintz, Marco Götz oder der Verschwörungsideologe Dr. Daniel Langhans.
Auf einem Werbeflyer für die Versammlung wurde u.a. die Beendigung von Folter von Kindern gefordert, sowie freie Impfentschiedung. Diese überemotionalisierte Kommunikationsart ist typisch für das Querdenken Spektrum. Ebenso enthält sie die zentrale Forderung von Querdenken: Alle Maßnahmen Abschaffen.
Wie auch auf den Querdenken Veranstaltungen zeichnete sich die Mischung aus Friedens- und Deutschlandflaggen ab und einschlägige Parolen.
Auch wenn in der offenen Telegramgruppe viele bekannte Ulmer Gesichter der Szene sind, nahmen sie an dem Korso nicht teil. Jedeglich eine Rede von Markus Haintz wurde abgespielt.
Das nun nicht mehr der Name Querdenken benutzt wird ist dementsprechend höchstwahrscheinlich eher eine strategische, als eine inhaltliche Entscheidung.
Das Mobilisierungspotential von 120 Fahrzeugen ist eine leichte Zunahme im Vergleich zu den letzten Autokorsos im November 2020. Es zeichnet sich ab, dass ein radikalisierter Kern aktiv und interessiert bleibt. Dieser glaubt unterschiedlichste Verschwörungserzählungen die individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
Aber die an größere Demonstrationen wie im Frühjahr und Sommer 2020 kann aktuell nicht angeschlossen werden. Der eigene Anspruch des Querdenken Spektrums für die breite Bevölkerung zu sprechen steht deutlich der faktischen Realität gegenüber, dass trotz eines großen Einzugskreis mit mehreren hunderttausenden Bewohner:innen nur um die einhundert bis zweihundert Personen an solchen Kundgebungen teilnehmen.
Noch ist unklar ob sich diese Veranstaltung fortsetzt, die Anmelderin Frau F. klang in ersten Reaktionen ernüchtert, da das Konzept mehrer Runden auf der Strecke zu drehen an der Realität des Ulm’er Straßenverkehrs scheiterte.
Der Ulmer Kommunikationsberater Dr. Daniel Langhans nimmt seit Mai an den Protesten aus dem Spektrum von Querdenken teil und ist Mitglied der Ulmer Organisation Querdenken731.
Er ist gut vernetzt und ein oft eingeladener Redner in der Region und darüber hinaus. Mittlerweile sprach er bundesweit auf über 40 Kundgebungen aus dem Querdenken-Spektrum. Er ist zu dem Medienaktivist und betreibt eigene Kanäle, auf denen er Videos seiner Reden und Interviews von und mit ihm verbreitet.
In mehreren seiner Reden taucht eine zentrale Erzählung auf: Er warnt davor, dass aktuell eine „Dekonstruktion des Menschen“ stattfinden würde. Diese Erzählung soll in diesem Artikel betrachtet werden.